Vor etwa 50 Jahren ist Tennis auch in unserer Region allmählich zum Sport für die breite Öffentlichkeit geworden. Im ersten Teil von zwei Berichten wollen wir dabei auf die Anfänge des Tennissports in unserer Region zurückblicken. Am Beispiel einiger Clubs soll dabei beispielhaft dargestellt werden, wie sich der Tennissport dort entwickelt hat. Im zweiten Teil soll die derzeitige Situation des Tennissport als Freizeitsport im Allgemeinen beschrieben werden. Dabei wollen wir am Beispiel einiger Clubs auch aufzeigen, mit welchen Aktionen und Maßnahmen die Clubs versuchen, neue Mitglieder von dem tollen Sport „Tennis" zu begeistern.
Teil 1: Der Tennissport hat in den letzten 50 Jahren Höhen und Tiefen erlebt
Der Tennissport wird weltweit schon seit über 100 Jahre ausgetragen. In unserer Region hat es aber erst nach 1960 die ersten Tennisclub-Gründungen gegeben. Er wurde damals noch als „weißer Sport" bezeichnet und war für viele auch der Sport für vermeintlich besser situierte Kreise in der Bevölkerung. In vielen Satzungen der Clubs war damals auch noch das Tragen von weißer Kleidung auf den roten Sandplätzen absolute Pflicht. Bald darauf hat der Tennissport dann aber einen wahren Boom erlebt. Die Mitgliederzahl in Deutschland stieg von 1980 innerhalb von zehn Jahren auf über zwei Millionen an. Zu dem großen Interesse, dass man auch selbst einen Tennisschläger in die Hand nimmt, haben damals sicherlich auch Boris Becker und Steffi Graf beigetragen.
Zu den ältesten Tennisclubs in unserer Region gehört der TC Pfaffenhofen. 1961 gründeten elf Personen den Verein. 1962 waren bereits die ersten vier Plätze, die mit Baukosten von 33.000 DM erstellt wurden, bespielbar. Fünf Jahre lang spielte sich das gesellige Leben in einer Baubaracke ab, zum Umkleiden und Duschen war ebenfalls eine Holzbehelf vorhanden. 1964 trat erstmalig eine Mannschaft des TCP mit Josef Hagl, Josef Ölbaum, Franz Stamprecht, Heli Schwab, Reinhold Bausewein und Detlef Döring eine Mannschaft in der Punktrunde an und holte gleich auch die Meisterschaft.
Der Zulauf an Mitgliedern war anfangs sehr gering; erst 1969 wurde das hundertste Mitglied aufgenommen. Aber dann ständig stark steigende Mitgliederzugänge erforderten 1976 die Erweiterung auf sechs und 1982 auf acht Plätze. Ein Jahr später wurde in nur sechsmonatiger Bauzeit die derzeitige Tennishalle fertiggestellt. Die damals immens hohen Baukosten von 730.000 DM wurden mit Krediten und 50 Bürgschaften von 50 Mitgliedern in Höhe von jeweils 3.000 DM finanziert. Zur 25-Jahr-Feier 1986 wurde bei einem Mitgliederbestand von 530 zum wiederholten Male ein Aufnahmestopp verhängt. Im Jahr 1991 standen 200 Tennisanhänger auf der Warteliste. Ein Kuriosum am Rande: In der Satzung von 1964 - im sogenannten Hausfrauenparagraph - war festgelegt, dass ab 17 Uhr nur mehr die Herren spielen dürfen.
Mit 434 Mitgliedern hat der TC Geisenfeld heute gleich viele Mitglieder wie der TCP. In einer Unterschriftenliste hatten sich 1971 in Geisenfeld 78 Interessenten auf Initiative von Charly Walser eingetragen. Schon im Oktober wurde mit dem Bau der ersten vier Plätze begonnen und dabei fast 3000 freiwillige Arbeitsstunden geleistet. Die ersten Bälle konnten bereits im Juli 1972 geschlagen werden. Die Abteilung Tennis im TV Geisenfeld wuchs innerhalb eines Jahres schnell auf 136 Mitglieder. Die beiden ersten Traglufthallen wurden beide Male von Stürmen zerstört. Erst mit dem Vereinsheimbau 1979 wurde dann die jetzige Tennishalle erstellt, die man 1987 auf zwei Plätze erweiterte. Schon vorher wurde auch in Geisenfeld 1975 die Anlage auf jetzt acht Plätze erweitert, weil das Interesse an Tennis immens gestiegen war.
Beim heute mit 210 Mitgliedern mittelgroßen Verein TC Jetzendorf konnten 1977 die ersten drei Tennisplätze eröffnet werden. Die Mitgliederzahl stieg von anfangs 140 schnell auf 320 Mitglieder in den Jahren nach 1985. Das große Interesse an Tennis erforderte auch in Jetzendorf eine Erweiterung auf sieben Plätzen im Jahr 1997. Schon 1982 wurde ein Vereinsheim gebaut, das erst vor fünf Jahren weiter ausgebaut wurde.
Auch beim SV Ilmmünster, der mit 100 Mitgliedern zu den kleineren Tennisclubs gehört, musste man am Anfang auf manche Annehmlichkeiten verzichten. Als ab 1989 die ersten Bälle geschlagen werden konnten, musste man zum Umziehen und Duschen noch in die Schulturnhalle. Eine Ökotoilette war hinter der Ballwand versteckt. Beim Bau der Plätze war man über die Hilfe der Feuerwehr recht froh, weil damals noch keine Wasserleitung verlegt war. Gleich von Beginn an hatte die Tennisabteilung 167 Mitglieder. 1996 wurde im Zuge des Bau des Sportzentrums die Anlage auf jetzt fünf Plätze erweitert.
Teil 2: Die Tennisvereine werben um neue Mitglieder für diesen tollen Sport
Die Boomzeiten im Tennis wie vor 30 Jahren sind vorbei. Es fehlen derzeit aber auch die erfolgreichen Idole im Tennis in Deutschland, die für einen Aufschwung als Breitensport sorgen könnten. Auch in den Medien wird Tennis nur mehr am Rande gebracht. Mit der Endspielteilnahme von Sabine Lisicki zuletzt in Wimbledon ist es nicht getan, da müssten schon beständigere Leistungen besonders bei den in der Weltrangliste gut platzierten deutschen Damen folgen.
Neue Mitglieder sind heute bei jedem Tennisclub jederzeit willkommen. Mit vielen Aktionen werben die Clubs sowohl bei Erwachsenen als auch bei Jugendliche, Interessierte an diesen tollen Sport heran zu führen. Derzeit ist der Mitgliederstand bei vielen Vereinen bei den Erwachsenen sogar leicht rückläufig, Jugendliche dagegen zeigen wieder mehr Interesse, als in den letzten Jahren. Wir wollen am Beispiel einiger Tennisclubs aufzeigen, wie sich die Situation derzeit darstellt und mit welchen Aktionen um neue Mitglieder geworben wird.
Verteilt über den gesamten Landkreis hat man in 27 Vereinen die Möglichkeit, Tennis zu spielen. Wie noch zu den Boomzeiten wird derzeit kaum ein Tennisclub ein Problem haben, zu wenig Plätze anbieten zu können. So ist wohl auch werktags in den Abendstunden mit rechtzeitiger Belegung immer auch ein Platz zu bekommen.
Die MBB SG Manching hat sich 2012 zum Zeil gesetzt, seine Anlage zu einem „ modernen Wohlfühlverein“ umzugestalten. Mit vielen freiwilligen Helfern wurde das gesamte Gelände und das Clubheim verschönert. „Nun treffen sich die Mitglieder sogar teilweise ohne Tennis zu spielen wieder im Clubheim, weil sie sich hier wohlfühlen“, freut sich Abteilungsleiter Roland Hudler. Am Mitgliederzuwachs von 2012 bis 2014 lässt sich ablesen, was diese Maßnahmen gebracht haben: Steigerung um 26 Prozent. Der Manchinger Tennisclub mit derzeit 201 Mitgliedern gehört damit zu den 20 besten Vereinen in Bayern, was die Mitgliederentwicklung betrifft. Die seit Jahren in Manching für die jungen Tennis-Cracks ausgetragenen Babolat Open sind ein toller Imageträger für den Verein. Es ist das einzige in Bayern ausgetragene Jugendturnier der höchsten Kategorie. Dementsprechend wird deshalb auch viel für den Nachwuchs angeboten: Schultennis, „Kids aktiv“ im Ferienprogramm und zukünftig auch Kindergartenprogramme. Der Manchinger Tennisclub, ist auch mit seinen Mannschaften sehr erfolgreich. Im letzten Jahr sind von 20 Mannschaften elf aufgestiegen und weitere fünf haben Zweite Plätze erreicht.
Der große Anteil von 187 Jugendlichen beim TC Pfaffenhofen zeigt, dass dort das Angebot stimmt. Fünf Trainer kümmern sich das ganze Jahr über um die Jugendlichen. An Pfingsten und im Sommer werden ständig auch Tenniscamps abgehalten. Für besondere Talente übernimmt der Club 40 Prozent der Kosten des Fördertrainings. Selbst für Kinder im Kindergartenalter wird in diesem Winter ein Training angeboten, das den Kleinen sehr viel Spaß macht.
In Geisenfeld versucht man ebenfalls Kinder bereits im Kindergartenalter mit speziell dafür geeigneten Schlägern und Bällen für das Tennisspielen zu begeistern. Auch in Kooperation mit der Grundschule haben Schüler der zweiten und dritten Klassen die Möglichkeit bekommen, das Spielen mit Schläger und der gelben Filzkugel auszuprobieren und zu trainieren. So konnten zuletzt rund 60 Kinder für den Tennissport gewonnen werden. Jugendkoordinator Thomas Geyer zieht eine positive Bilanz: „Die Kinder sind mit Begeisterung dabei.“
Beim TC Jetzendorf versucht man mit einer familien- und kinderfreundlichen Beitragsordnung neue Mitglieder zu gewinnen. Auch eine „Schnuppermitgliedschaft“, ein Kinderspielplatz und ein Kinderferienprogramm werden angeboten. Der Vorsitzende des TSV Jetzendorf, Helmut Thelen, ist froh über die derzeitige Entwicklung: „Wir freuen uns über eine Steigerung bei den Mitgliedszahlen.“
Was bei anderen Sportarten wie Fußball schon oft praktiziert wird, kann auch für Tennis nur von Vorteil sein. Tennisplätze leiden sehr unter zu viel Regen und sind oft länger nicht bespielbar. Auch ist die Saison im Freien bei Sandplätzen auf sechs Monate begrenzt. Die derzeit angebotenen Allwetterplätze auch für Tennis dagegen sind wesentlich pflegeleichter und über einen viel längeren Zeitraum bespielbar. Auf unsere Nachfrage denkt man derzeit nur in Geisenfeld darüber nach, einen sanierungsbedürftigen Sandplatz zu einem Allwetterplatz umzubauen. Auch Flutlicht könnte im Sommer zu den begehrtesten Spielzeiten helfen, den Andrang auf die Plätze zu entzerren.
(Peter Amsl, 7. März 2014)